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Elfenbeinhütte
Ausstellung in der Galerie Schmidla, Köln, 2014

In Gesine Kikols neuen Arbeiten fühlt man sich, wie so oft, in eine andere Welt versetzt, die auf den ersten Blick anders erscheint als auf den zweiten. Die Künstlerin erschafft Szenarien, die sich erst so richtig nach längerer Betrachtung entfalten. Immer schwingt bei aller Düsterheit und Ironie, eine Wirkmächtigkeit mit, welche den Betrachter in das Bild hinein und in ein Gefühl der Behaglichkeit oder Berührung zwingt.

In dem großformatigen Bild „Elfenbeinhütte“ (200 x 155 cm, Acryl auf Leinwand, 2014) steht der verspielte leuchtend rote barocke Rahmen im krassen Gegensatz zur schlichten, vom Dunkel umgebenen schwarz-weiss gehaltenen Hütte. Was passiert in der Hütte? Ist es ein Elfenbeinturm und für wen? Die Vermutung liegt nahe: für die Künstlerin selbst. So wenig pittoresk, feinpinselig oder pompös Kikols Malerei daher kommt, genauso bescheiden, klein, geerdet aber wacker steht diese Hütte. Keine normale Hütte, so scheint es, diese Elfenbeinhütte. Eine Behausung, die für intellektuelle Einkehr, kreative Arbeit und künstlerisches Forschen und Produzieren steht.

In zahlreichen Zeichnungen mit Bleistift auf Papier wird dieses Motiv variiert. Das künstlerische Schaffen wird in Form von Farbflecken und einem geheimnisvollen magischen Nebel, der sich über und um diese Hütten legt, angedeutet.

Die Arbeiten scheinen die Liebe zur eigenen Produktion, zur zurückgezogenen Arbeitsstätte eines Künstlers und das Leben als Künstlerin zu zelebrieren. Die barocke Pracht des Rahmens konterkariert die Simplizität der Hütte und stellt einen Spannungsbogen von Ironie über Schönheit und Erhabenheit bis Vergänglichkeit her.

Die Inhaltlichkeit perfekt ergänzend, zeigen die Bilder auch ein rein malerisches Interesse: es geht um die Untersuchung des Mediums der Malerei und ihrer Möglichkeiten mit all ihrer Höhen und Tiefen. Die Malweise Kikols zeichnet sich durch einen gestischen Pinselduktus aus. In schnellem Strich werden manche Dinge nur angedeutet und dabei das Wesentliche dargestellt.

Gesine Kikol studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Jörg Immendorff und wurde 2006 seine Meisterschülerin. Nach einem Stipendium in Finnland und zahlreichen Ausstellungen ist sie nun Lehrbeauftragte an der Kunstakademie Düsseldorf, sowie an der Universität zu Köln und der Alanus Hochschule in Bonn/Alfter.
Gesine Kikol wohnt und arbeitet in Düsseldorf.

Dagmar Schmidla, Köln, 2014