Interview der Galeristin Maren Knapp-Voith mit der Düsseldorfer Künstlerin Gesine Kikol im Oktober 2020. Zeichnungen, Papierarbeiten und Aquarelle der Serien „Tief im Wald“ und „Tote Motten“ sind online zu kaufen in der Art Apart Gallery www.art-apart.gallery.
Interview: Maren Knapp-Voith mit Gesine Kikol, Oktober 2020.
Maren: Für die Online Galerie Art Apart haben wir von dir zwei Serien von Zeichnungen mit Tieren ausgesucht. Bei einer Serie sind es kopulierende Eichhörnchen, bei der anderen tote Motten.
Damit haben wir zwei meiner wichtigsten Themen miteinander verbunden. Mich interessiert zum einen der Bereich der Liebe, Erotik und der Lust, sowie auf der anderen Seite der Tod und die Vergänglichkeit mit Vanitas-Motiven.
Du arbeitest im Vorfeld viel in kleinen Formaten auf Papier, bevor du an die großen Gemälde auf Leinwand gehst. Wie genau sieht dein Arbeitsprozess aus?
Bei einem neuen Motiv oder Thema fange ich meistens mit kleinen Zeichnungen an, die in Ruhe und in Konzentration am Zeichentisch entstehen. Ich taste mich langsam an das neue Thema ran, nähere mich durch Studien, Beobachtungen, Skizzen, teste Farbzusammenstellungen, Kompositionen und die Gesamtwirkung. Viele Blätter werden wieder verworfen, nur die besten werden als eigenständige Zeichnungen in das Werk aufgenommen.
Im nächsten Schritt werde ich grösser im Format, bleibe aber bei Papierarbeiten. Manchmal entsteht danach eine Serie auf grösseren Graupappen, bevor ich dann zuletzt zu Leinwand übergehe.
So war es zum Beispiel bei der Serie der Eichhörnchen im Wald, die du dir für die Online-Galerie ausgesucht hast.
Woher nimmst du deine Vorlagen?
Ich bin eine Sammlerin! Ich habe mehrere grosse Archive mit Bildmaterial. Die meisten sind analog: gesammelte und ausgedruckte Fotos, Magazine, Playboy- und Playgirl-Hefte, Bildbände aus aller Welt, Postkarten, Bilder von anderen Künstlern, Farbkarten aus Baumärkten, Madonnenbilder von Italienreisen, kunsthistorische Abbildungen, idyllisches und kitschiges, schönes und hässliches.
Themen sind zum Beispiel Baumhäuser und Hütten aus aller Welt, Vanitas-Motive, Zombies und Horrorclowns, sexy Krankenschwestern, tote Tiere, Berge, die einsame Landschaft und Wälder in Finnland, alles zum Barock und kunsthistorische Abbildungen von Stilleben. Damit fülle ich viele Kisten im Atelier. Die wichtigsten Bilder hängen an den Wänden um meinen Zeichentisch herum.
Zusätzlich gibt es digitale Archive, alles was mir im Internet auffällt und unzählige eigene Fotos werden gespeichert und in Ordnern nach Themen sortiert. Ich habe einige digitale Pinnwände und Tools, sowie grosse Sammlungen digitaler Fundstücke.
Was ist dein Lieblings-Kunstort in Düsseldorf?
Das sind sehr viele… ich liebe die Museen genauso wie die Galerien und die vielfältige spannende Offszene mit den besten Partys, wie z.b. dem Single Club, den es leider nur ein Jahr lang gab. Ausserdem gehe ich immer wieder gerne in die Kunstakademie, wo ich 6 Jahre studiert und später zwei Jahre als Lehrbeauftragte im Orientierungsbereich gearbeitet habe.
Was sind deine aktuellen Projekte und Pläne?
Ich werde mich in der nächsten Zeit mit meiner neuen Aufgabe im Vorstand des Frauenkulturbüros NRW beschäftigen. Das finde ich so wichtig, da wir noch weit entfernt von einer Gleichberechtigung sind und es die Frauen in der Kultur und Kunstwelt immer noch viel schwerer haben als Männer. Ich will neue Netzwerke aufbauen und Frauen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.
Ausserdem pendele ich weiterhin zwischen meinem Job als Dozentin für Malerei an der Uni Köln für Kunst auf Lehramt und meinem Atelier in Düsseldorf hin und her, kuratiere eine Ausstellung mit finnischen Künstlern im Herbst 2021, plane Reisen nach Litauen, Lettland und Estland und freue mich auf viele lange einsame Nächte im Winter an meinem Zeichentisch im Atelier.